Das Jahr 2020 war so vollkommen anders als alles, was wir bisher erlebt haben, und dennoch sind in diesem Jahr viele einfach normale Dinge – und auch viele gute Dinge – passiert: Kartoffeln, die trotz Trockenheit gut gediehen, Hühner, die einfach weiter Eier legten, neue Ideen, die wir umsetzen konnten und Herausforderungen, die wir (auch gemeinsam mit Ihnen) gemeistert haben: über alle diese Dinge berichten wir in unserem Jahresrückblick für 2020 und wünschen Ihnen allen ein gutes, gesundes und wunderschönes neues Jahr 2021!
Ihre Familie Hartmann und das ganze Team
Wat mutt, dat mutt.
Nach dem Winter kommt das Frühjahr. So weit, so normal. Bei uns hieß das: Sommergetreide drillen, Rüben legen, Kartoffeln pflanzen. Ein bisschen außergewöhnlich war das Frühjahr aber doch: Nicht nur, dass wir dieses Jahr unsere Frühkartoffeln erstmals auf den exzellenten Böden unseres Hühnerwald-Agroforsts pflanzen konnten, nein: dieses Jahr mussten die Kartoffeln sogar erstmal warten, bis alle 4000 Pappel- und Weidenstecklinge für unser neues Agroforstsystem in der Erde waren – so viel Zeit musste sein, auch wenn Opa mit dem Vorrücken des Frühjahrs immer nervöser wurde… Kaum hatten die Kartoffelpflanzen ihr zartes Grün aus den Dämmen gestreckt, machte uns die Trockenheit wie schon in den letzten zwei Sommern schwer zu schaffen. Dank Beregnung ging es wieder geradeso gut (und vielleicht können wir uns in Zukunft mit Mulchgut und Untersaaten helfen, die uns resilienter bei sommerlicher Hitze und Trockenheit machen). Zur Erntezeit kam uns die Trockenheit sogar entgegen: Das Getreide konnte trocken eingefahren werden, die Kartoffelernte war auch nach wenigen Wochen abgehakt (so schnell, dass wir nicht mal auf Facebook berichtet haben!) und selbst bei der Rübenernte im Spätherbst blieb die übliche Schlammschlacht am Ackerrand dieses Jahr fast ganz aus. Nun noch schnell Zwischenfrucht und Wintergetreide gedrillt – und damit waren die doch immer wiederkehrenden Arbeiten des Landwirtschaftsjahres abgehakt.
Ohne Huhn kein Ei.
Was unsere Hühner anging, lief das Jahr 2020 tatsächlich ganz anders als geplant: In normalen Zeiten legen unsere Hennen ein gutes Jahr lang fleißig Eier für euch, werden dann geschlachtet und landen als Suppenhühnchen in euren Töpfen. Dieses Jahr ging diese Rechnung nicht auf: Die Züchter hatten wegen überall gestiegener Nachfrage nicht genügend Junghennen für uns. Unsere Hennen gaben wie immer alles, aber kamen mit dem Eierlegen einfach nicht hinterher. Und selbst unsere Hartmanns Hähnchen reichten vorn und hinten nicht. Erst langsam normalisiert sich die Lage wieder. Seit Dezember sind endlich all unsere Ställe wieder belegt und die Junghennen kommen »in Schwung«! Im neuen Jahr sollte dann hoffentlich alles wieder beim alten sein, mit Eiern aus dem Hühnerwald und Hühnerbrühe wie von Oma, so wie Sie es gewohnt sind!
Lust auf Neues.
Neben dem, was muss und dem, was einfach so passiert (siehe oben), gibt es immer auch noch das, was man sich wünscht: Wir hatten dieses Jahr gleich mehrere neue Dinge im Kopf, die wir unbedingt umsetzen wollten: die Beetle Banks als neue F.R.A.N.Z.-Maßnahme mauserten sich gleich zum Lieblingsprojekt: 1,7 km lang, 9 m breit, mitten durch den Acker haben wir unseren Trecker samt Pflug in Megaschräglage kurz vor dem Kipppunkt geschickt! Das hat einfach nur Spaß gebracht – und erste Erfolge in Punkto Insekten und Biodiversität zeigten sich schon am Ende dieses Sommers! 2020 war außerdem das erste Jahr, in dem auf unseren gesamten 30 ha Braugersteflächen eine Untersaat-Mischung aufblühen sollte (was leider in die Hose ging) und zugleich das erste Jahr komplett ohne Glyphosat (das hat gut geklappt). Mitten in der Kartoffelernte starteten wir auch noch ein Bauprojekt: eine große Futterküche musste her, wo wir künftig unser Hühnerfutter selbst passend mischen wollen. Die Futterküche ist tatsächlich im Dezember fertig geworden (nur das Tor fehlt noch). Und passend zu Weihnachten haben wir es auch noch mit einer Crowdfunding-Aktion probiert: Mit 10 € können Sie uns dabei unterstützen, Bäume und Saatgut für unser nächstes Agroforst-Projekt zu kaufen (als Dankeschön gibt‘s einen Kalender!). Dieser Versuch läuft noch – wir sind gespannt, wie er ausgeht!
Tue Gutes und rede darüber.
Ob zu Jahresbeginn auf dem Symposium »Aufbauende Landwirtschaft« auf Gut Tempelhof, bei der Ringvorlesung für die Agroforstgruppe der Uni Göttingen, bei einem Vortrag für den BUND in Schneverdingen, beim Austausch mit Studierenden der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde oder zuletzt im Herbst auf dem virtuellen Podium zur großen Zwischenbilanz des F.R.A.N.Z.-Projekts: Immer wieder zeigt sich, wie wichtig es ist, sich über Erfahrungen, Erfolge und auch Misserfolge austauschen zu können. Nur so kann man gemeinsam lernen, Dinge zum Besseren zu wenden. Dass wir mit diesem Ansatz auf dem richtigen Weg sind, honorierte im Herbst die Stiftung Kulturlandpflege, die uns als »Brückenbauer zwischen Landwirtschaft und Naturschutz« mit dem Stiftungspreis »Grüne Herzen Niedersachsens 2020« ehrte. Eine großartige Auszeichnung, die uns motiviert, unseren besonderen Weg weiter zu gehen!
Das Wort mit C...
Ganz ohne Corona kommt auch unser Rückblick nicht aus. Seit den ersten Corona-bedingten Einschränkungen vom Frühjahr wurde unser kleiner Hofshop von vielen neuen Kundinnen und Kunden regelrecht gestürmt. In Nullkommanix waren jeden Tag die Eier ausverkauft (was sich, siehe oben, im Jahresverlauf weiter zuspitzte) – und nicht alle hatten Verständnis dafür, dass unsere Hühner nicht spontan noch ein paar mehr Eier legen können. Nicht selten wurde der Frust dieser angespannten Zeit an uns abgelassen. Dabei wollen auch wir für unsere Kinder, Eltern, gefährdete Familienmitglieder da sein können. Wir stehen nicht weniger unter Druck als diejenigen, die ihren Druck an uns weitergaben, und auch wir kommen da mal an unsere Grenzen. Wie gut, dass uns dann aber auch immer wieder Zuspruch, Lob und Dankbarkeit erreichten! In solchen Momenten wird uns wieder klar, warum und für wen wir das hier alles tun: für diejenigen, die unsere Arbeit zu schätzen wissen und uns dafür Ehrlichkeit und Verständnis zurückgeben. Unser herzlicher Dank gilt daher an dieser Stelle allen, die uns in diesem verrückten, aber gleichzeitig trotzdem irgendwie normalen Jahr die Treue gehalten haben – auch wenn die Eier mal knapp waren. Wir danken auch allen, die 2020 erstmals den Weg zu uns gefunden haben – bleiben Sie uns auch im kommenden Jahr gewogen! Danke an alle, die mit uns gemeinsam neue Wege ausprobieren – mit Erfolg oder auch mal mit einem Scheitern, aber immer mit gemeinsamem Lernen. Ganz besonders danken wir auch unseren langjährigen Geschäftspartnern, die auch bei Lieferengpässen verstehen, dass Hühner keine Maschinen und wir auch nur Menschen sind.
Danken und unseren höchsten Respekt aussprechen möchten wir hier auch all den Menschen (von denen ebenfalls viele bei uns einkaufen), die dieses Land im Jahr 2020 am Laufen gehalten haben: Menschen, die in Krankenhäusern und Hausarztpraxen arbeiten, in Pflegeheimen, Schulen, KiTas, bei der Polizei, der Feuerwehr oder auch im Einzelhandel, Menschen, die für uns die Stellung halten und dieses Jahr unter größtem Einsatz gemeistert haben. Dieser Einsatz war und ist alles andere als selbstverständlich und ist darum umso höher wertzuschätzen!
Und 2021?
Auch im kommenden Jahr 2021 wird wieder der Winter in den Frühling übergehen, werden wir wieder mit ganzem Herzen hochwertige Lebensmittel produzieren, werden wir weiter tun, was getan werden muss und auch wieder neue Dinge ausprobieren. Es werden wieder normale und weniger normale Dinge passieren, die wir bewältigen werden oder mit denen wir umzugehen lernen. Wir freuen uns, wenn wir auch die zukünftigen Herausforderungen wieder mit Ihnen gemeinsam angehen können.
In diesem Sinne wünschen wir nochmals und von ganzem Herzen ein gutes, gesundes und wunderschönes neues Jahr 2021!
Familie Hartmann und das ganze Team