Die Ernte ist durch, wir bereiten den Boden für die nächste Saison vor - und nebenbei staunen wir wieder mal, wie es die Natur schafft, scheinbar aus dem Nichts lebendige Biomasse (Masse!!) zu produzieren...
Auf dem Bild sieht man, was aus einem einzelnen Korn Sommerbraugerste geworden ist, das im Sommer 2021 (!) auf dem Acker liegen blieb. Es überwinterte unter der artenreichen Zwischenfrucht, die den Boden über die kalte Jahreszeit grün und lebendig erhielt. Es überstand das Fräsen, Grubbern und Walzen des Ackerbodens, das Pflanzen und Düngen der Kartoffeln im Frühjahr und die Zeit, in der das üppige Grün der Kartoffelpflanzen die Sommersonne vom Boden fernhielt. Und jetzt im Herbst, gut ein Jahr, nachdem es geerntet wurde, nutzt es die Chance, sich auf dem Kartoffeldamm zu voller Pracht zu entwickeln. 60 Triebe (!!!) aus einem einzelnen Korn, wo sonst 2-4 normal wären... Dazu Wurzeln wie Dreadlocks: ein Zeichen für einen hochaktiven "biologischen Dialog" zwischen der Getreidepflanze, den Mikroben und Mykorrhizapilzen, die Nährstoffe und Energie austauschen und damit den Boden und die Pflanze ernähren.
Der Boden ist zur Kartoffelernte arm an Nährstoffen, denn die stecken jetzt in den Kartoffeln. Wäre der Boden noch mit Nährstoffen gesättigt, hätten wir hier nicht dieses üppig mit Pilzen kommunizierende Wurzelwerk. Trotzdem ist diese Getreidepflanze so grün und gesund und sieht mit ihren langen Ähren so prächtig aus, dass man sich wünschen würde, dieses Getreide noch ernten zu können. Wäre es nicht toll, wenn wir unseren Boden in diese Richtung "schieben" könnten? Sodass er nicht viel mehr braucht, außer Luft (durch den Damm reichlich vorhanden), Licht (für die Energie) und Wasser, um einen guten Ertrag zu bringen? Wie helfen wir der Natur, ihr volles Potenzial zu entfalten? Wir bleiben neugierig, staunen und stellen uns Fragen. Vielleicht kommen wir durch diese Neugier ja irgendwann auf die richtigen Antworten. Es bleibt also spannend (finden wir jedenfalls).