Heute ist Weltbodentag - für uns ein Anlass, unser kleines Dammkultur-Geheimnis vom Juni zu lüften... und da spielt der Boden unter unseren Füßen eine ganz zentrale Rolle: als unendlich wichtige natürliche Ressource, die dafür sorgt, dass Pflanzen wachsen können, aus denen wiederum hochwertige Lebensmittel entstehen. Schon im Juni hatten wir uns anhand der drei Wurzeln unserer Sommerbraugerste (im Bild unten) gefragt, wie die Natur es schaffen kann, dass Pflanzen trotz knochentrockenem Boden und ohne jegliche Pflege solche Wurzeln ausbilden, wie ganz links im Bild. Anders als die konventionell versorgte und bewässerte Pflanze in der Mitte erhielt die Gerste links bis zur Ernte keine Pflanzenschutzmittel, keinen Dünger und keine Beregnung (wie übrigens auch die Pflanze ganz rechts). Ist das nicht ein kleines (oder vielleicht sogar großes) Wunder? Wie geht sowas?
Vielleicht liegt es ja gar nicht an der Versorgung durch uns? Denn offenbar braucht die Pflanze diese Art von "Zuwendung", die wir Landwirte ihr im Normalfall geben würden, gar nicht. Was war also hier anders?
Nun, die Pflanze links stammt aus einem unserer vielen kleinen Experimente. Auf unserem Acker Achterbruch haben wir neben einer Beetle Bank vier je 50m lange Reihen Sommergerste in Form einer Dammkultur angelegt (erstmal per Hand, denn Maschinen dafür sind teuer und wir wollten ja erstmal nur probieren, was so geht; der Pfeil im Foto links zeigt die vier Reihen; rechts ein Bild von einer großen Dammkultur, die wir neulich bei einem Seminar von Julian Turiel besichtigen konnten). Auf unserem Achterbruch wuchs also die Gerste auf kleinen Dämmen, die in etwas Abstand zueinander angelegt wurden, während das "Tal" zwischen den Dämmen frei blieb. Die Idee dahinter: Ähnlich wie bei der Beetle Bank entsteht hier ein eigenes Mikroklima; die Sonneneinstrahlung sorgt für unterschiedlich kalte und warme "Klimazonen", was den Gasaustausch befördert und insgesamt für eine bessere Bodenbelüftung sorgt. Außerdem ist die Oberfläche im Vergleich zum flächigen Anbau größer - und damit das Potenzial, Nährstoffe und Regenwasser zu den Pflanzen zu befördern. Und - nochmal zurück zum Wurzelbild - ganz offenbar scheint das zu funktionieren! Anders als das Extensivgetreide (ganz rechts) aus dem flächigen Anbau, das unter der Trockenheit in diesem Sommer wirklich gelitten hatte, standen die Pflanzen auf den Dämmen einfach nur richtig gut da, vital, gesund und kräftig, sowohl über, als auch unter der Erde. Bei der Wurzelfülle konnte selbst unser konventionelles Getreide nicht annähernd mithalten. Zwar war der Ertrag etwas geringer, aber kein Vergleich mit dem Extensivgetreide, bei dem man mit rund 50% Minderertrag gegenüber konventionell bewirtschaftetem Getreide rechnen kann, wie unsere Experimente aus dem F.R.A.N.Z.-Projekt zeigen. Der Boden kann also mehr - wir müssen nur für optimale Bedingungen sorgen, und manchmal reicht es offenbar schon, einfach mal die Kultur "anders in den Boden zu stecken", wie bei der Dammkultur. Ist das schon eine der großen Antworten, nach denen wir immer suchen? Oder stellen wir immer noch nicht die richtigen Fragen? Es bleibt spannend!